Interview

Hamed Abdel-Samad

Der Politologe über Gottesstaat und Radikalisierung, Modernisierung des Islam und islamistischen Terror

Gespräch: Barbara Tóth

FALTER:  Nr. 39/2014

Erscheinungsdatum: 23. September 2014

29. Wiener Stadtgespräch Hamed Abdel-Samad © Christian Fischer
© Christian Fischer
Zur Person

Hamed Abdel-Samad, 1972 bei Kairo geboren, studierte Englisch, Französisch, Japanisch und Politik. Er arbeitete für die UNESCO, am Lehrstuhl für Islamwissenschaft der Universität Erfurt und am Institut für Jüdische Geschichte und Kultur der Universität München. Der Politologe schrieb die Autobiografie „Mein Abschied vom Himmel“ (Droemer, 2013), zuletzt erschien „Integration. Protokoll eines Scheiterns“ (Droemer, 2018)

Die Sicherheitsbeamten sind nicht gerade dezent. Ihr Auto steht vor dem Restaurant Plachutta in Wien-Hietzing, die beiden Polizisten warten in der Sonne auf dem Vorplatz. Im Restaurant sitzt Hamed Abdel-Samad in einer Nische versteckt, neben sich seinen Reisekoffer. Eben war der streitbare Islamkritiker im ORF-„Europastudio“ zu Gast, in wenigen Stunden geht es zurück nach Berlin. Für die Zeit hat er eine große Analyse zum Islam geschrieben, in der Vorwoche trat er im Schweizer Rundfunk, bei 3sat und in der ORF-Debatte „Im Zentrum“ auf. Seit einem Jahr bekommt er immer wieder Morddrohungen von Islamisten, weil er mit seinen Thesen den Propheten beleidigt habe.

Abdel-Samads Theorie eines faschistoiden, gewaltbereiten Islam ist in Zeiten des Terrors des Islamischen Staats (IS) sehr gefragt. Der gebürtige Ägypter kann leidenschaftlich und pointiert argumentieren. Der 42-Jährige kennt die Welt der Muslime am Rande Europas und in der Diaspora, aber auch von innen. Als Student in Kairo schloss er sich der islamistischen Muslimbruderschaft an, bevor er, inzwischen nach Deutschland ausgewandert, „vom Koran zum Wissen“ konvertierte.


FALTER: Herr Abdel-Samad, wissen Sie derzeit, in welcher Stadt Sie morgens aufwachen?

Nein. Ich weiß nicht einmal, in welcher Stadt ich lebe. Ich habe keinen festen Wohnort mehr, weil ich nirgendwo sicher bin. Meine Familie ist zerstreut, meine Frau ist in Japan. Heimat ist für mich ein intellektueller Ort geworden, einer der Gedanken und der Sprache. Wenn ich gefragt werde: „Wo leben Sie?“, antworte ich: „In der Lufthansa.“

Sie werden als „Popstar der Islamkritik“ bezeichnet.

Diesen Begriff lehne ich ab. Ich versuche, vernünftig über die Gefahren des Islam in einer Welt zu schreiben, die sich in Konsens, Toleranz und Appeasement arrangiert hat. In dieser Welt gilt Fundamentalkritik am Islam als emotional und kleinlich, obwohl der Islam genau diese Fundamentalkritik dringend braucht. Wie das Christentum muss der Islam lernen, Religion und Staat friedlich und säkular zu vereinen.

Sie argumentieren populär, warum stört Sie die Bezeichnung Popstar?

Aus der Sicht jemandes, der ständig unter Bedrohung steht, ist es zynisch. Ich bezahle einen sehr hohen Preis dafür, dass ich mich so deutlich ausdrücke. Das wäre es nicht wert, wenn ich nicht daran glauben würde. Alles andere zählt nicht. Dass ich mit meiner Familie nicht zusammen sein kann, meinen Wohnort wechsle, Polizeischutz brauche. Die Islamisten sind nicht nur in Syrien, sondern mitten unter uns. In einer Minute kann es vorbei sein.

Was ist Ihr Ziel? Märtyrer wollen Sie ja nicht sein.

Nein. Am ehesten sehe ich mich als „Pacemaker“ wie bei einem Marathon. Auch da gibt es ein paar Läufer, die es nicht bis zum Ende schaffen, weil sie am Anfang am schnellsten sind und das Rennen beleben. Auch ich beschleunige die Islamdebatte, nachdem bestimmte Leute versucht haben, sie zu unterdrücken. Aber ich werde nicht den Atem haben, bis zum Ende dieses Prozesses durchzuhalten. Ich bin an der Grenze meiner Substanz angekommen.

Die Kernthese Ihres Buches ist, dass der Islam faschistisch ist. Das weckt in Deutschland und Österreich starke Assoziationen. Wie kamen Sie dazu?

Die gängige deutsche Islamliteratur beschreibt ihn als friedlich, bis er durch Kolonialismus, Identitätskrisen und soziales Elend radikalisiert wurde. Sie negiert, dass der Islamismus eine aktive Bewegung ist, die tiefe Wurzeln in der islamischen Geschichte hat. Als Europa im 18. Jahrhundert die Aufklärung erlebte, entstand in der arabischen Welt zeitgleich der Wahhabismus, eine der radikalsten Formen des Islam. Nach Ende des Ersten Weltkrieges haderten die Verlierernationen Europas mit ihrer Identität. Genauso wie die islamische Welt nach der Zerschlagung des Kalifats und dem Zerfall des Osmanischen Reichs. Wie Deutschland unter Hitler von der Wiederherstellung des Römischen Reichs träumte, träumten die Islamisten von der Wiedererrichtung ihrer Herrschaft. Es gab direkte Kontakte zwischen Nationalsozialisten und dem Begründer der Muslimbruderschaft.

Reicht das schon aus, um den „Islamofaschismus“ auszurufen?

Es gibt viele Parallelen. Die Einteilung zwischen Gut und Böse, die Erziehung zum Hass, den eigenen Anhängern das Gefühl der Auserwähltheit zu geben und sie mit Ressentiments zu vergiften, die Entmenschlichung der Gegner, die Ideologie des Kampfes, die bei beiden fast eine Theologie der Gewalt ist, die eine eigenartige Gewalt-Ästhetik pflegt. Die Begriffe Kampf und Dschihad werden sehr ähnlich verwendet und mystifiziert. Man kämpft nicht, um zu leben, sondern lebt, um zu kämpfen. Auch die Bedeutung des Märtyrertums, die Kränkung, der Machismus, die Konterrevolution gegen Moderne und Aufklärung einen Islam und Faschismus. Umberto Eco hat in seinen „Vier moralischen Schriften“ in den 14 Thesen über den Urfaschismus diese Phänomene sehr genau beschrieben, sie passen auf den Islam haargenau. Was ist Faschismus? Das letzte Aufbäumen einer gekränkten Nation.

Faschismus wütete in Ländern, die Aufklärung hatten. Die islamische Welt hatte keine. Macht sie das gefährlicher?

Der Faschismus war überall dort erfolgreich, wo die Aufklärung sich nicht ganz durchsetzen konnte wie in Deutschland und Italien. Die Aufklärung war dann die Basis, auf die man sich nach dem Sieg über den Faschismus in Europa wieder einigen konnte. Sie funktionierte wie ein „Reset-Button“, wie ein „Neustartknopf“ für die kaputten Gesellschaften.

Sie prophezeien einen Krieg gegen den Islamismus, danach bräuchte es einen „Marshallplan“ für den Aufbau der islamischen Welt, wie ihn die USA für Europa nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten. Welchen „Neustartknopf“ gäbe es für die islamische Welt?

Es gibt eine junge Generation in der islamischen Welt, die Demokratie und Freiheit will. Sie ist mit dem Gedanken der Aufklärung mittlerweile vertraut. Die jungen Menschen wollen nicht weiter in Wildnis leben, weiter ausbluten. Die junge Generation will Selbstverwaltung, Rechtssicherheit. Vielleicht nicht unbedingt gleich Demokratie, aber sicher keinen Gottesstaat mehr.

Ihre Biografie ist die Geschichte einer Emanzipation. Sie sagen selbst, Sie seien „vom Glauben zum Wissen konvertiert“. Kann Ihr Weg auch für einen einfachen muslimischen Migranten ein Vorbild sein?

Wenn ich warte, bis jeder bosnische, tschetschenische oder syrische Bauer von der Idee der Aufklärung ergriffen ist, wird sich nichts verändern. Aber auch ganz einfache Menschen können rational denken. Sie sind meistens sehr pragmatisch, wenn es um die Wirtschaft und ihr eigenes Überleben geht. Die meisten handeln jetzt schon säkular, auch wenn sie noch nicht so denken und fühlen, weil es ihre Identität berührt. Leute, wir haben es mit dem Gottesstaat versucht, seht das Elend, das sie brachten! Diese Heuchelei aufzuzeigen, das ist die Aufgabe von uns Vordenkern. Vor 20 Jahren war noch jeder ein Ketzer, der das gesagt hat, inzwischen ist es akzeptiert. Deswegen sind die Islamisten jetzt gerade auch so nervös. Sie spüren, dass die Bevölkerung nicht mehr hinter dem Gottesstaat steht, auch wenn sie noch schweigt.

Was treibt junge Muslime in den Dschihad, erst recht, wenn sie die Schrecken des Krieges aus ihrer eigenen Familiengeschichte kennen müssen?

Viele muslimische Eltern geben ihren Kindern keine Identität mit, die in Österreich passt. Die islamischen Glaubensgemeinschaften befeuern das Bild des Muslims als Opfer – weltweit. Wir sind benachteiligt, niemand mag uns. Damit werden Jugendliche von Anfang an gespeist. Zwischen ihnen und den anderen entsteht eine moralische Mauer. Die anderen essen Schweinefleisch, trinken Alkohol, haben unehelichen Sex, die sind unrein. Da ist die Emanzipation sehr schwierig. Die Glaubensgemeinschaften sprechen dann von einer globalen, islamischen Identität als Ausweg. Der IS bietet dafür den konkreten Rahmen an. Du bist kein Taugenichts, keine Belastung, sondern ein Soldat Gottes. Die Faszination der Welteroberung ist für Menschen, die minderbegabt, aber überambitioniert sind, riesig. Das ist der Hitler-Komplex. Bei der IS werden sie zu Stars. Sie bekommen Anerkennung, Gemeinschaft und ein Projekt. Al-Qaida rekrutierte Selbstmord-
attentäter und versprach das Paradies im Jenseits. Die IS sucht Welteroberer und bietet ihnen ein weltliches Großkalifat in Syrien und im Irak. Dazu Geld und 72 Jungfrauen noch in diesem Leben. Jesidische und christliche Gefangene, die sexuell ausgebeutet werden.

Die IS spricht genauso junge Frauen an.

Das ist die absolute Pervertierung des Begriffs Freiheit. Wenn du als Muslimin in Wien oder Berlin ohne Kopftuch herumläufst, wirst du als Sexobjekt ausgebeutet, behaupten die Islamisten. Aber in Syrien, wo du als Paradiesjungfrau missbraucht wirst, da bist du frei! Viele von ihnen merken viel zu spät, auf was sie sich eingelassen haben. Wenn sie einmal dort sind, ist der Gruppendruck so groß, dass es für ein Zurück zu spät ist. Inzwischen selektiert die IS. Früher war jeder aus dem Westen willkommen. Jetzt dürfen die mit Kampferfahrungen an die Waffen, die anderen werden als Selbstmordattentäter rekrutiert.

Mit grausamer Propaganda im Internet.

Al-Qaida nutzte es auch schon. Aber die IS hat da eine neue Dimension eröffnet. Sie spricht die Sprache der Jugend. Die IS hat zum einen gute Internetexperten, ehemalige Geheimdienstmitarbeiter aus Syrien und dem Irak. Sie hat aber auch genügend Anhänger, die im Internet zu Hause sind. Ehemalige Rapper etwa. Al-Qaidas Sprache war Hocharabisch, Gelehrtensprache, abgehoben. Die IS hat die vulgäre Sprache entdeckt, den Slang. Die Ästhetik der Gewalt kommt direkt aus den Video-LAN-Games. Jetzt können die jungen Muslime in der Realität ballern. Das versteht die IS genau.

Sie selbst waren einmal bei den Muslimbrüdern und wurden dort misshandelt. Können Sie persönliche Erfahrungen und Analyse trennen?

Muss ich? Das Einzige, was man tun muss, ist, sich nicht von Wut und Ressentiments verleiten zu lassen. Wer soll ein Phänomen besser beschreiben als jene, die darunter gelitten haben? Gerade deshalb findet man unter den Islamkritikerinnen viele Frauen, die wissen, was es heißt, in Unfreiheit zu leben. Die kühlen, objektiven Beobachter von außen sind sehr oft sehr naiv und abgeklärt. Sie sehen die Probleme einfach nicht. Isis wurde anfangs von den sogenannten Islam- und Terrorexperten auch verharmlost. Ich war der Panikmacher. Als ich in meinem Buch beschrieb, dass die Islamisten auf die Endschlacht hinarbeiten, war ich der Apokalyptiker. Ich war zwei Jahre bei den Muslimbrüdern, ich weiß, was dort unterrichtet wird, ich musste als Vierjähriger Koransuren auswendig lernen, weil mein Vater wollte, dass ich ihm als Imam nachfolge. Ich kann einfach riechen, was kommt.

Was riechen Sie?

Letzten Endes wird der Islamismus scheitern, genauso wie der Faschismus, aber er wird uns viel Kraft kosten. Die Frage ist nur noch, wie hoch der Verlust ist. Ich sehe derzeit nur, dass der Westen extrem müde geworden ist. Müde und gleichgültig. Das ist erschreckend. Man hat hier verlernt, für die Freiheit zu kämpfen. Die Welt ist asymmetrisch, und wir müssen uns darauf vorbereiten. Wollen wir warten, bis die islamistischen Armeen vor Wien stehen?

Beschwichtiger hier, Alarmisten dort: Gibt es in der Islamdebatte zu wenig kluge Mittler in der Mitte?

Es gibt welche, die es versuchen, aber mit wenig Erfolg. Das Problem mit dem Islam ist kein Image- oder Vermittlungsproblem, sondern ein inhärentes inner-islamisches Problem, das der Islam selbst lösen muss. Die offiziellen muslimischen Vertreter sind dafür viel zu apologetisch und eindeutig unehrlich.

Aber genau diese islamischen Glaubensgemeinschaften sind erster Ansprechpartner der Politik.

Das ist ein Riesenfehler. Die Integrationsprobleme an die Glaubensgemeinschaften zu delegieren heißt, die jungen Muslime in ihren religiösen und familiären Strukturen einzuzementieren. Eine Studie deckte vor fünf Jahren in Österreich auf, dass 22 Prozent aller Islamlehrer an den Schulen radikal, antidemokratisch und für Gewalt eingestellt sind. Was ist passiert? Die Glaubensgemeinschaft stellte die Studie als unwissenschaftlich dar, die Politik verpflichtete die Islamlehrer, einen Fünfpunktekatalog zu unterschreiben. Was ändert das? Von der Glaubensgemeinschaft gibt es null Selbstkritik. Die 140 IS-Kämpfer aus Österreich sind das Produkt dieser verfehlten Politik. Wie kann man sich immer noch darauf verlassen, dass die islamische Glaubensgemeinschaft Integrationsarbeit leistet? Die lebt doch davon, dass die Kluft da ist. Genau da liegt ihr Angebot. Das ist ihr Geschäftsmodell.

Bringt es etwas, den Koran neu zu übersetzen, wie es Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz will?

Nein. Dann kommen die Salafisten und sagen, die Österreicher verfälschen ihn. Als wären wir auf den Propheten Mohammed angewiesen, um in Frieden Anfang des 21. Jahrhunderts in Europa zu leben! Wir diskutieren das Strafrecht ja auch nicht anhand des neunten Gebots im Alten Testament „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau“. Eine konsequente Säkularisierung wäre der Weg. Die Staatskirchengesetze gehören aufgelöst und neu verhandelt.

"Wo wird der Rechtsstaat unterwandert? Toleranz gegenüber Intoleranz ist Dummheit"

Hamed Abdel-Samad

FALTER: Die Politik setzt jetzt auf Aktion scharf. Junge Menschen sollen ohne Genehmigung der Eltern nicht mehr ausreisen dürfen. Setzen wir damit nicht genau jene offene Gesellschaft aufs Spiel, die Sie auch immer wieder einfordern?

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Wollen wir warten, bis wie in Brüssel auch in Wien ein Anschlag gerade noch vereitelt wird? Kriegsrückkehrer aus Syrien gehören zwei Monate in Gewahrsam, um sie ausführlich zu befragen. Dazu braucht es ein eigenes Terrorgesetz. Menschen, die nach Syrien fahren, machen nicht Urlaub dort. Wo wird da der Rechtsstaat unterwandert? Toleranz gegenüber Intoleranz ist Dummheit.

Die IS-Kämpfer werden ja vielfach über die Türkei nach Syrien geschleust.

Deshalb wäre es nur konsequent, als Europäische Union zuerst einmal mit den eigenen Partnern im Kampf gegen den Terror zu reden. Es kann nicht sein, dass in Ankara ein paar Häuser vom Regierungssitz entfernt das Rekrutierungshauptquartier der IS ist. Der türkische Geheimdienst ist einer der effektivsten der Region und weiß nichts davon? Das kann mir keiner erzählen. Wir müssen uns fragen, wer die eigentlichen Feinde sind. Nur die 40.000 bekloppten IS-Kämpfer? Oder Saudi-Arabien, Katar, Iran? Das zeigt die Machtlosigkeit des Westens im Umgang mit diesem Phänomen.

Ist ein Reform-Euroislam kein Ausweg?

Wer sich auf den Islam auf dem Weg in die Modernisierung verlässt, kann ewig warten. Der Islam will keine Demokratie, er will einen islamischen Staat. Der Islam an sich ist nicht reformierbar. Nur das Denken der Muslime ist reformierbar.

Leben Sie Ihren Glauben?

Meine Spiritualität hat sich von den Ritualen des Islam längst emanzipiert. Ich bin kein Koran auf zwei Beinen mehr.

Die Thesen

Punkt 1

Muslimische Herrscher differenziert betrachten

Die Tatsache, dass ein Herrscher muslimischen Glaubens ist, macht seine Herrschaft nicht automatisch islamisch. Bagdad, Cordoba, Kairo und Damaskus waren Städte des Wissens, da sich dort unterschiedliche Kulturen mischten. Wann immer man sich von der Scharia entfernt hatte, lebten Menschen unterschiedlicher Religionen friedlich miteinander, weil Freiheiten möglich waren. Aber schon ab dem 12. Jahrhundert – in Bagdad als auch Andalusien – kamen Fundamentalisten an die Macht, es folgten Pogrome gegen Juden.

Punkt 2

Religiöse Aussagen kritisieren

Islamische Gelehrte hatten Angst, dass der Buchdruck dazu führen könnte, dass falsche Ausgaben des Koran in Umlauf gebracht würden. Dieses Motiv verfolgt uns in der islamischen Geschichte: die Angst, die Heiligkeit der Texte anzutasten. Das hat die islamische Welt daran gehindert, selbstkritisch mit ihrer Geschichte umzugehen und aus ihrer Unmündigkeit im Sinne Kants he-rauszutreten. Man muss gegen Muslimfeindlichkeit vorgehen – nicht gegen Islamfeindlichkeit.

Punkt 3

Prozess der Säkularisierung gefragt

Weder Islam noch Judentum noch Christentum sind für die Demokratie gedacht, sie sind in anderen Zeiten entstanden. Religionen müssen politisch entmachtet werden und die Demokratie akzeptieren.

Das dazugehörige Stadtgespräch
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